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Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften |
| AWMF-Leitlinien-Register | Nr. 032/018 | Entwicklungsstufe: | 1 + IDA |
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Zitierbare Quelle:
- FORUM Dt. Krebsges. (14) Heft 2/1999, S. 128-130
- Dt. Krebsgesellschaft (Hrsg.): Qualit�tssicherung in der Onkologie - Interdisziplin�re
Leitlinien 1999: Diagnose und Therapie maligner Erkrankungen. M�nchen; Bern; Wien; New
York 1999, S. 156 ff
Unter den prim�ren Leberkarzinomen werden hepatozellul�re und cholangiozellul�re Karzinome (intrahepatische Cholangio-Karzinome) unterschieden. Bez�glich der Hepatoblastome wird auf die Standards der P�diatrischen Onkologie [1], bez�glich der Klatskintumoren auf die Leitlinien f�r Tumoren der extrahepatischen Gallenwege verwiesen.
Anamnese und klinische Untersuchung, einschlie�lich Festlegung des Child-Pugh-Status
Sonographie des Abdomens
Bei therapeutischen Konsequenzen:
Tumormarker AFP
Hepatitisserologie
Spiralcomputertomografie Adomen oder MRT mit geeignetem Kontrastmittel (z.B.
superparamagnetische Eisenoxidpartikel)
R�.-Thorax in 2 Ebenen
Im Einzelfall n�tzliche Untersuchungen
Duplex-Sonographie der Leber
Angiographie bei unklarer Differentialdiagnose, insbesondere Regeneratknoten im
zirrhotischen Lebergewebe.
CT-Thorax bei unklarem R�ntgenbefund. (Nach Meinung der DGVS ist die CT-Untersuchung des
Thorax obligat.)
Gastroskopie / Colonoskopie bei unklarer Abgrenzung gegen�ber sekund�ren Lebertumoren.
Laparoskopie bei fraglicher Operationsindikation.
Weiter diagnostische Schritte, z.B. vor Lebertransplantation m�ssen individuell
entschieden werden.
Vor Einleitung einer Therapie ist die histologische Sicherung des Verdachts eines Leberkarzinoms in der Regel erforderlich. Die Materialgewinnung erfolgt vorzugsweise mit einer Nadelbiopsie (1,2 mm) oder bei entsprechender Erfahrung des Untersuchers mit histologischer oder zytologischer Auswertung durch eine Feinnadelbiopsie (<= 1 mm). Bei folgenden Konstellationen kann auf eine mikroskopische Diagnosesicherung verzichtet werden:
Die Wirksamkeit neoadjuvanter Ma�nahmen ist nicht belegt. Eine pr�operative intraarterielle Chemoembolisation wird derzeit in Studien �berpr�ft und sollte nur unter Studienbedingungen zur Anwendung kommen.
Das Risiko der operativen Therapie bei Patienten mit Lebertumoren ist in hohem Ma�e von der Erfahrung des Operateurs und der Institution abh�ngig, was die Behandlung dieser Patienten in Zentren mit spezieller Erfahrung nahelegt.
Eine kurative Therapie des hepatozellul�ren Karzinoms (HCC) erfordert in der Regel dessen Resektion im Gesunden mit einem Mindestabstand zum Tumorrand von 1 cm. Zur Kl�rung der genauen Tumorlage, der Uni- oder Multifokalit�t und der Beziehung zu den gro�en Gef��en ist eine intraoperative Ultraschalluntersuchung sinnvoll.
Das operative Verfahren h�ngt davon ab, ob ein zirrhotischer Umbau vorliegt oder ob nicht. Bei hepatozellul�rem Karzinom ohne assoziierte Zirrhose kommen abh�ngig von der Tumorgr��e und -lage sowie der funktionellen Parenchymreserve anatomieorientierte Resektionen, periphere Resektion und Segmentresektionen oder Mehrsegmentektomien zur Anwendung. Ob im geeigneten Fall durch Bevorzugung ausgedehnter Resektionen (z.B. Hemihepatektomie) gegen�ber parenchymerhaltenden Eingriffen (z.B. periphere Resektion) eine Prognoseverbesserung erreichbar ist, ist derzeit nicht gekl�rt. Eine Lymphadenektomie mit Dissektion am Ligamentum hepatoduodenale ist f�r das Staging n�tzlich, der therapeutische Wert ist bislang nicht belegt.
Fibrolamell�res Karzinom
Die Prognose nach Resektion fibrolamell�rer Karzinome ist g�nstiger als bei anderen
hepatozellul�ren Karzinomen. Meist treten fibrolamell�re Karzinome in nicht
zirrhotischen Lebern und bei j�ngeren Patienten auf. Unklar ist derzeit, ob die
fibrolamell�re Variante des hepatozellul�ren Karzinoms einen unabh�ngigen Parameter
f�r eine g�nstige Prognose darstellt. Auch ist unklar, ob Einzelbeobachtungen von
g�nstigen Langzeitverl�ufen nach Lebertransplantation bei Patienten mit
fortgeschrittenem Tumor eine Ausweitung der Indikationsstellung zur Lebertransplantation
rechtfertigen.
Das chirurgische Vorgehen beim hepatozellul�ren Karzinom mit Zirrhose ist abh�ngig vom Stadium der Zirrhose und des Tumors. Prospektive Untersuchungen zur Lebertransplantation bei hepatozellul�rem Karzinom liegen nicht vor. Einige retrospektive Untersuchungen sprechen f�r g�nstige Ergebnisse nach Lebertransplantation in den Stadien UICC I und II. Bei Patienten, die diese Voraussetzungen erf�llen, bei denen aber allgemeine Kontraindikationen f�r eine Lebertransplantation vorliegen, ist das Risiko der Resektion gegen ein nicht operatives Vorgehen abzuw�gen. Das Ausma� der Resektion richtet sich nach der Lage und Gr��e des Tumors sowie der Leberparenchymreserve.
Beim cholangiozellul�ren Karzinom gelten die gleichen chirurgischen Richtlinien wie beim hepatozellul�ren Karzinom, allerdings besteht keine Indikation zur Lebertransplantation.
Vor einer Lebertransplantation ist ein Verdacht auf extrahepatische Tumormanifestation, insbesondere im Bereich der region�ren Lymphknoten, durch intraoperative Schnellschnittuntersuchung auszuschlie�en.
An die postoperative histologische Aufarbeitung sind folgende Minimalanforderungen zu stellen:
Die Wirksamkeit adjuvanter Therapiema�nahmen ist nicht belegt.
Bei fehlenden verfahrensspezifischen Kontraindikationen und einem Karnofsky-Index >60% stehen f�r die Palliativbehandlung u.a. perkutane Verfahren, wie z. B. die perkutane Ethanolininjektion (PEI), transarterielle Verfahren, wie z. B. die transarterielle Chemoembolisation (TACE), die chirurgische Resektion oder systemische medikament�se Ans�tze zur Verf�gung. Therapiewahl, Kombination der einzelnen Verfahren und auch Zeitpunkt des Therapiebeginns sind in der palliativen Situation offen. Die Wirksamkeit lokaler Verfahren sollte mit geeigneten Methoden �berpr�ft werden. Hierf�r liegen jedoch keine standardisierten Protokolle vor. Au�erdem ist auf jeden Fall f�r eine ad�quate Schmerztherapie Sorge zu tragen.
7.1 Lokoregion�re Therapieverfahren
Bei nicht kurativ operablen Patienten mit auf die Leber begrenztem Tumor k�nnen
transarterielle Verfahren wie die TACE und/oder perkutane Verfahren wie die PEI
durchgef�hrt werden. F�r perkutane und transarterielle Verfahren ist ein
�berlebensvorteil von behandelten Patienten gegen�ber unbehandelten Patienten durch
randomisierte Studien nicht belegt. Patienten, die einer solchen Behandlung unterzogen
werden, sollten daher kontrollierten Studien zugef�hrt werden. Weitere transarterielle
Therapieverfahren werden zur Zeit erprobt.
Mit der PEI werden die g�nstigsten Ergebnisse bei Solit�rtumoren -<= 3 cm erzielt.
Vor allem bei kleinen Tumoren (<= 3cm) und Leberzirrhose mit Child-Pugh-Stadium A wurde
nach unkontrollierten Studien im Vergleich zu historischen Kontrollen ein
�berlebensvorteil durch PEI-Behandlung gezeigt. Die Rezidivh�ufigkeit nach PEI ist
vergleichbar zu der nach Resektion. In der Regel wird 95 %iger Alkohol unter Ultraschall-
oder CT-Kontrolle injiziert. Die injizierte Ethanolmenge, Zahl der Injektionen und
Abst�nde zwischen den Injektionen sind nicht standardisiert.
Der TACE kann bei nicht operablen HCC und bei f�r die PEI nicht zug�nglichen oder
weniger geeigneten HCC (z. B. > 5 cm, > 3 Herde) durchgef�hrt werden.
Kontraindikationen sind in der Regel eine vorbestehende Leberzirrhose im
Child-Pugh-Stadium C, die komplette Pfortaderthrombose und massiver Aszites. Die
Zusammensetzung des Embolisats und die Applikationsart sind nicht standardisiert.
7.2. Systemische Therapieverfahren
Die bewertung der bisherigen Untersuchungen zur Wirksamkeit einer systemischen
Chemotherapie und einer chemohormonellen Tumortherapie (z. B. mit Tamoxifen) ist
kontrovers. Jedenfalls besteht aber �bereinstimmung dar�ber, da� systematische
Therapieverfahren m�glichst innerhalb von Studien zur Anwendung kommen sollen.
Der Wert einer strukturierten Tumornachsorge zur Rezidivfr�herkennung und Prognoseverbesserung ist bisher nicht belegt. Bei wenigen Patienten mit Rezidiven k�nnen eine Re-Resektion, eine Lebertransplantation oder eine Resektion einzelner Lungenmetastasen den Krankheitsverlauf g�nstig beeinflussen. Aus diesem Grunde sollten als Minimalprogramm alle 6 Monate eine klinische Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens, eine Tumormarkerbestimmung (AFP) sowie eine R�ntgenuntersuchung des Thorax durchgef�hrt werden.
Ziel der Rehabilitation ist die Sicherung und ggf. Verbesserung der Lebensqualit�t des Patienten. Der Rehabilitationsbedarf ist �u�erst variabel und abh�ngig von der Genese der Grunderkrankung, dem pr�therapeutischen Status des Patienten, dem gew�hlten Therapieverfahren und dem posttherapeutischen Verlauf.
Erarbeitet von den Arbeitsgemeinschaften der Deutschen Krebsgesellschaft:
Chirurgische Arbeitsgemeinschaft f�r Onkologie (CAO)
Arbeitsgemeinschaft f�r Internistische Onkologie (AIO)
Arbeitsgemeinschaft f�r Radiologische Onkologie (ARO)
Arbeitsgemeinschaft f�r Rehabilitation und Nachsorge (ARNS)
Mitglieder der Arbeitsgruppe waren:
Prof. Dr. med. H.-D. Becker, T�bingen (CAO)
Prof. Dr. med. F. Borchard, Aschaffenburg (Pathologie)
Prof. Dr. med. M. B�chler, Bern (CAO)
Prof. Dr. med. W. Dippold, Mainz (DGVS)
Prof. Dr. med. V. Eckardt, Wiesbaden (DGVS)
Prof. Dr. med. F.W. Eigler, Essen (CAO)
Prof. Dr. med. H. Gabbert, D�sseldorf (Pathologie)
Prof. Dr. med. G. Grabenbauer, Erlangen (ARO)
Prof. Dr. med. P. Hermanek, Erlangen (ISTO, Pathologie)
Prof. Dr. med. D.K. Hossfeld, Hamburg (AIO)
Prof. Dr. med. Th. Junginger, Mainz (CAO)
Dr. med. P. Kruck, Bad Kreuznach (ARNS)
Prof. Dr. med. H.J. Meyer, Solingen (CAO)
Prof. Dr. med. J. M�ller, Berlin (CAO)
Prof. Dr. med. R.-P. M�ller, K�ln (ARO)
Prof. Dr. med. P. Neuhaus, Berlin (CAO)
Frau Dr. med. F. Roelofsen, Essen (CAO)
Prof. Dr. med. J. Scheele, Jena (CAO)
Prof. Dr. med. W. Stock, D�sseldorf (CAO)
Beratend haben mitgewirkt:
Prof. Dr. med. P. Helmich, D�sseldorf (DEGAM)
Prof. Dr. med. Ch. Wittekind, Leipzig (Pathologie)
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT)
AK Supportive Ma�nahmen der Deutschen Krebsgesellschaft
Deutsche Gesellschaft f�r H�matologie und Onkologie
Deutsche Gesellschaft f�r Innere Medizin
Deutsche Gesellschaft f�r Pathologie
Deutsche Gesellschaft f�r Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Deutsche R�ntgengesellschaft
Koordination:
Prof. Dr. med. Th. Junginger, Mainz (CAO)
Informationszentrum f�r Standards in der Onkologie (ISTO) der Deutschen Krebsgesellschaft
Korrenspondenzadresse:
Prof. Dr. med. Th. Junginger
Klinik und Poliklinik f�r Allgemein und Abdominalchirurgie
der Johannes-Gutenberg-Universit�t
Langenbeckstra�e 1
55101 Mainz
Erstellungsdatum: November 1998
Revision geplant: Januar 2000
Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind
Empfehlungen f�r �rztliches Handeln in charakteristischen Situationen. Sie schildern
ausschlie�lich �rztlich-wissenschaftliche und keine wirtschaftlichen Aspekte. Die
"Leitlinien" sind f�r �rzte unverbindlich und haben weder haftungsbegr�ndende
noch haftungsbefreiende Wirkung.
Besonders bei der kurativen Behandlung maligner Erkrankungen sollten Abweichungen von den
Leitlinien im Einzelfall begr�ndet sein.