Dogan, C., Görgens, G., Höhl, R., Krüger, S., Schackert, H.R., Dresden

Analyse des DNA-Reparaturgens MYH bei Patienten mit kolorektalem Karzinom

Keimbahnmutationen im DNA-Reparatur-Gen MYH sind mit einem rezessiven Erbgang der attenuierten familiären adenomatösen Polyposis coli (AFAP) assoziiert. Bei zwei häufig vorkommenden Mutationen an Position 494 A zu G (Y165C) und 1145 G zu A (G382D) ist die Funktionsbeeinträchtigung von MYH nachgewiesen. Weitere Missense- und proteinverkürzende Mutationen in MYH sind bekannt (Sieber et al. N Engl J Med 2003;348:791-9). Ziel der Studie war die komplette Keimbahnanalyse von MYH bei 61 Patienten mit Mikrosatelliten-stabilen Tumoren ohne einen Hinweis auf einen autosomal dominanten Erbgang. Alle Patienten erfüllen Kriterien, die den Bethesda-Kriterien 2 oder 4 entsprechen oder ihnen nahekommen und ihre Tumoren zeigen immunhistochemisch eine normale Expression für die Proteine, welche von den Mismatch-Repair-Genen hMLH1, hMSH2, hMSH6 und hPMS2 codiert werden. Weiterhin nahmen wir 17 AFAP Patienten in unsere Studie auf, bei denen die Suche nach einer APC-Keimbahnutation negativ gewesen war. Bei 8 Patienten fand sich kein Hinweis auf einen autosomal dominanten Erbgang. Alle Patienten hatten ihr schriftliches Einverständnis zur Untersuchung gegeben und die Studie wurde von der Ethikkommission der TU Dresden genehmigt. Das MYH-Gen setzt sich aus 16 Exons zusammen, umfaßt 1641 bp kodierende Sequenz für ein Protein von 546 Aminosäuren Länge. Die Analyse der Gensequenz erfolgte mittels PCR und Sanger Sequenzierung auf A.L.F.express DNA-Sequenzierern. Im ersten Teil der Studie suchten wir nach den beiden häufigsten Mutationen Y165C und G382D. Wir haben bei allen 78 Probanden Exon 7 und Exon 13 komplett sequenziert. Bei einer 40-jährigen Patienten mit multiplen Polypen fanden wir beide Mutationen, Y165C und G382D, in heterozygoter Form. Bei einem 47-jährigen Patienten mit Sigmakarzinom fand sich lediglich die heterozygote G382D-Mutation. Da es sich um einen autosomal rezessiven Erbgang handelt, muß angenommen werden, daß, sollte die Beeinträchtigung von MYH die Tumorursache sein, eine weitere Mutation auf dem zweiten Allel vorhanden sein muß. Im zweiten Teil der Studie sequenzieren wir deshalb alle anderen Exons bei allen 78 Patienten, um weitere Mutationen in MYH zu identifizieren. Diese vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, daß biallelische MYH Inaktivierungen in der Keimbahn von AFAP Patienten selten und bei Patienten, die die Bethesda-Kriterien erfüllen, noch seltener sind.