Schinkel, Ch., Wick, M., Muhr, G., Köller, M., Bochum

Interleukin-11: Kinetik und Korrelation bei polytraumatisierten Patienten

Interleukin-11: Kinetik und Korrelation bei polytraumatisierten Patienten: Antiinflammatorische Zytokine spielen eine wichtige Rolle in der Modulation der systemischen posttraumatischen Immunantwort. IL-11 gehört zur Familie der IL-6 ähnlichen Mediatoren. Als pluripotenter Mediator zeigt es neben hämatopoetischen, osteotrophen und mukosaprotektiven Eigenschaften auch antiinflammatorische Charakteristika, so nimmt es z.B. Einfluss auf das Th1/Th2 Gleichgewicht und inhibiert die Synthese proinflammatorischer Zytokine. In Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass IL-11 das Überleben nach Schock und in der Sepsis verbessern kann. Methoden: Um seine Rolle in der posttraumatischen Immunantwort im Menschen zu evaluieren, untersuchten wir prospektiv IL-11 Plasmaspiegel bei 216 polytraumatisierten Patienten (Alter: 40±16 (11-81) Jahre; ISS: 31±11 (16-66) Punkte; 52 Frauen, 164 Männer) und korrelierten die Werte mit dem Überleben, der Verletzungsschwere, dem Geschlecht, dem Alter, der Leukozytenzahl, sowie Zytokinen wie z.B. IL-18. Ergebnisse: IL-11 war bei überlebenden Patienten initial höher, mit einem Abfall der Plasmaspiegel über 4 Wochen, gegenüber den Verstorbenen (n=34), welche einen signifikanten Anstieg im Verlauf zeigten, sowie gesunden Kontrollen (11±29 pg/ml), wobei für das Überleben erst ab der 4. Woche bzw. über alle Proben eine Signifikanz nachgewiesen werden konnte (Woche 4: p<0.005; gesamt: p<0.0001; Mann-Whitney U). IL-11 war bei Abominaltraumata (p<0.0005) und bei Männern (p<0.0001) signifikant erhöht. Keine Korrelation konnte für den ISS und das Alter nachgewiesen werden, jedoch für IL-18 (p<0.0001)und septische Komplikationen. Schlussfolgerungen: Aus den Daten schliessen wir, dass IL-11 auch beim Menschen eine wesentliche Rolle in der Immunantwort nach schwerem Trauma spielt. In-vitro Studien werden weitere Aufschlüsse über die zu Grunde liegenden Pathomechanismen geben. Im Gegensatz zu seinem Verwandten IL-6 korreliert IL-11 nicht mit der Verletzungsschwere oder dem Ausmass des Gewebetraumas und hat somit keine wesentliche Bedeutung bei der Prognoseabschätzung in der Frühphase nach Trauma.