Intravitalmikroskopische Untersuchung der Endotoxintoleranz am Mesenterium der Ratte
Zielsetzung: Die Endotoxintoleranz führt zu einer verminderten Freisetzung
proinflammatorischer Zytokine und schützt vor den Folgen sonst letaler
Endotoxindosen. Es ist noch ungeklärt, welche Rolle die Leukozyten-endothel-Interaktion
bei der protektiven Wirkung der Endotoxintoleranz spielt. Mittels Intravitalmikroskopie
wurde der Einfluss auf die Leukozyten-Endothel-Interaktion und die Gefäßpermeabilität
am Mesenterium der Ratte nach LPS-Schock untersucht. Material und Methoden:
Die mesenteriale Mikrozirkulation wurde an CD-Ratten (n=6/Gruppe) über
einen Zeitraum von 3 h intravitalmikroskopisch untersucht. Die Endotoxintoleranz
wurde durch die intraperitoneale Bolusgabe von 0,5, 0,5 und 1 mg/kg Körpergewicht(KG)
Endotoxin (=Lipopolysaccharide(LPS))an 3 aufeinaderfolgenden Tagen induziert.
Am Tag 5 wurde ein LPS-Schock durch i.v. Gabe von 5 mg/kgKG ausgelöst.
2 Kontrollgruppen (tolerant/nichttolerant) wurden entsprechend instrumentiert.
Die mikrovaskuläre Permeabilitätssteigerung erfolgte fluoreszenzmikroskopisch..
Die Anzahl adhärierender und diapedierender Leukozyten wurde in postkapillären
Venolen quantifiziert. Soluble-intercellular-adhaesion-molecule (s-ICAM) wurde
aus dem Serum mittels ELISA bestimmt. Die Toleranzinduktion erfolgte über
klinische Parameter und die TNFa-Synthese aus einer LPS-stimulierten Vollblutkultur.
Resultate: Die Endotoxintoleranz reduzierte die LPS-induzierte TNFa-Synthese
ausVollblutkulturen signifikant (tolerant vs. nicht-tolerant: (MW± (SD))
68± 18 pg/ml TNFa (MW ± SA) vs. 629±117 pg/ml TNFa). In
nichttoleranten Versuchstieren bewirkte die Infusion von LPS eine signifikante
Steigerung der Permeabilität für FITC-Albumin (p<0.05, Zeitpunkt
1,2 und 3h). In toleranten Tieren blieb die Steigerung der Gefäßpermeabilität
nach LPS-Gabe aus und blieb auf dem Niveau nicht behandelter Kontrolltiere.
Die Induktion der Endotoxintoleranz bewirkte einen signifikanten Anstieg der
Anzahl wandadhärenter und gewebeständiger Leukozyten gleichermaßen.
Die zusätzliche Endotoxinapplikation bei toleranten Versuchstieren verdoppelte
die Anzahl wandadhärenter und gewebeständiger Leukozyten. In unbehandelten
Tieren führte die LPS-Gabe ebenfalls zu einem Anstieg der wandadhärenten
und gewebeständigen Leukozyten, der jedoch lediglich das Ausgangsniveaus
der endotoxintoleranten Tiere erreichte. Die lösliche Form des Adhäsionsmoleküls
ICAM war im Serum endotoxintoleranter Tiere ebenfalls schon nach der Vorbehandlung
mit LPS erhöht und stieg nach LPS-Schock nicht weiter an. In nicht-toleranten
Tieren führte die LPS-Gabe zu einen signifikanten Anstieg von s-ICAM im
Serum. Zusammenfassung: Die Endotoxintoleranz reduzierte die mikrovaskuläre
Permeabilität, erhöhte jedoch die Anzahl endothelständiger und
infiltrierender Leukozyten nach erneuter Endotoxin-Stimulation. Diese Ergebnisse
lassen den Schluss zu, dass die Induktion einer Endotoxintoleranz trotz Zunahme
der Gewebeinfiltration den Gewebeschaden vermindert, was auf eine Deaktivierung
der infiltrierenden Leukozyten schliessen lässt.