Serra, A., Mohr, B., Schackert, H.K., Roesner, D., Fitze, G., Dresden

Nachweis multipler Translokationen bei einem Kind mit einem Mucoepidermoidalen Karzinom der Lunge

Seit dem Nachweis eines neuen Fusionsproteins, das aus einer Translokation t(11;19) resultiert und möglicherweise den NOTCH-Pathway unterbricht (Tonon et al, Nat Genet 2003 Feb), haben verschiede Studien die Genese von mucoepidermoidalen Karzinomen fokussiert. Wir berichten über multiple Translokationen bei einer Patientin mit einem mucoepidermoidalen Karzinom der Lunge. Bei dem neun Jahre alten Mädchen wurde ein hilusnahes Mittellappen-Karzinom rechts diagnostiziert. Der Tumor wurde durch eine Bilobektomie in toto exstirpiert und von den Tumorzellen eine primäre Zellkultur etabliert. Von dieser Zellen wurde mit spezifischen Sonden ein Spektrales Kariotyping (Sky-Analyse) durchgeführt. Der Tumorkariotyp war: 30~45, XX, der(2)t(2;14)(?q11?;q?11),?del(10)(q11),?+10,t(11;19)(q?;q?),?inc[cp6] Folgende Hauptaberrationen wurden nachgewiesen: Translokation t(11;19), Bruchpunkt langer Arm Chr. 11 – Nähe des Zentromers (ca. Band 11q13), Deletion langer Arm Chr. 10 - del (10) (q11), Partielle Trisomie 10 und in einer Metaphase: Translokation t(11;19), Deletion langer Arm Chr. 10 und unbalanzierte Translokation Chr. 2 und Chr. 14. Das NOTCH-Fusionsprotein wird durch das Exon 1 des MECT1-Gens und der Exons 2 bis 5 des MAML-2-Gens gebildet. In RNA-Proben vom Tumor, vom Blut der Patientin sowie ihrer Mutter und von 2 Kontroll-Zelllinien (Vi-856 und NCI-H292) wurde mittels RT-PCR die Expression beider Gene sowie des NOTCH-Fusionsprotein untersucht. Beide Gene wurden in allen Proben exprimiert, aber das NOTCH-Fusionsprotein konnte nur in der Positivkontrolle NCI–H292 nachgewiesen werden. Durch das SKY Kariotyping konnten bei unserer Patientin mit einem mucoepidermoidalen Karzinom der Lunge multiple chromosomale Aberrationen einschließlich der häufigsten t(11;19) Translokation nachgewiesen werden. Trotz Vorliegen der t(11;19) Translokation wurde das NOTCH-Fusionsprotein nicht detektiert. Folglich kann ein anderer Mechanismus für die Tumorentwicklung angenommen werden: Andere spezifische NOTCH-Fusionsproteine mit entsprechend unterschiedlichen Bruchpunkten in beiden Genen oder eine Tumorentwicklung, unabhängig vom NOTCH-Pathway in Assoziation mit einer t(11;19) Translokation.