Quantifizierung und Charakterisierung zirkulierender Tumorzellen mittels eines neuen Tumor-Maus-Modells
Einleitung: Zirkulierenden Tumorzellen bilden nur in einem kleinen Prozentsatz
klinisch erkennbare Metastasen. Der Grund für diese geringe Metastasierungspotenz
zirkulierender Tumorzellen ist unklar. Wir haben ein neuartiges, orthotopes
Tumor-Maus-Model entwickelt, mit dessen Hilfe wir zirkulierende Tumorzellen
eines niedrig (SN12C) und eines hochmalignen (SN12L1) Nierenzellkarzinoms charakterisieren
und mit den Zellen des Primärtumors vergleichen konnten.
Material und Methoden:
Speziell haben wir 1) den Anteil apoptotischer und lebensfähiger Zellen
innerhalb zirkulierender Tumorzellen quantifiziert 2) verschiedenartig exprimierte
Gene zwischen zirkulierenden und Primärtumorzellen identifiziert und 3)
deren biologische Wirksamkeit untersucht. 1x106 SN12C oder SN12L1 Zellen wurden
in die Niere von SCID-Mäusen injiziert. Nach 2-3 Wochen erfolgte in tumortragenden
Mäusen die Kannülierung der V. renalis und V. Jugularis. Mittels artifiziellem
Blut wurde anschliessend die Maus über ein druckadaptiertes Perfusionssystem
perfundiert und die metastasierenden, zirkulierenden Tumorzellen gesammelt.
Zellen wurden mittels eines anti-HLA-Class-II-Antigen Antikörper und Flowzytometrie
identifiziert. Tumorzellen wurden charakterisiert, quantifiziert und in apoptotische
bzw. lebensfähige Zellen eingeteilt. Aus der Fraktion lebensfähiger
Zellen sowie aus den Tumorzellen des Primärtumors wurde RNA extrahiert.
Für die Genexpressionsanalyse verschiedener in der Metastasierung involvierter
Gene haben wir den "GEArray-human-metastasis-specific-expression-array"
verwendet. Die Ergebnisse wurden mittels Real-time PCR bestätigt. Abschließend
wurde die
biologische Signifikanz der verschiedenartig exprimierten Gene in einem Zell-Migrations-Assay
untersucht, in dem die Zellen entweder mit anti-3 integrin oder anti-human CD44
in einer Konzentration von 1:250 oder 1:50 vorbehandelt wurden. Ergebnisse:
75% der hochmalignen und 89% der niedrigmalignen zirkulierenden Zellen sind
bei Eintritt in die Zirkulation bereits tot oder apoptotisch. Die Anzahl lebensfähiger
Zellen ist in den hochmalignen SN12L1-Tumoren jedoch statistisch signifikant
höher (25%) im Vergleich zu den niedrig malignen SN12C-Tumoren (11%, p<0.05).
Mittels Genexpressionsanalysen konnten wir zeigen, dass CD44, 3 integrin und
Caveolin in den abgestoßenen, zirkulierenden Tumorzellen im Vergleich
zu ihren Primärtumoren herunterreguliert sind und sowohl die Haftung als
auch die Migration beider Zellinien durch eine Blockade von 3-integrin bzw.
CD44 inhibiert werden kann. Schlussfolgerung: Die Co-Adhäsion innerhalb
des Primärtumors wird durch CD44 und 3-integrin aufrechterhalten. Ihre
Aktivität verhindert ein Ablösen von Tumorzellen und damit eine Metastasierung.
Wir konnten zeigen, dass das Ablösen von Tumorzellen ein passiver Prozess
ist und hochmaligne Tumore eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber
Apoptose besitzen als niedrigmaligne.